Das KZ vor der Haustür – Gedenken an die Befreiung 15. April 2020

SPD: Gedenken an die Nazi-Verbrechen – auch in Zeiten von Corona

Direkt zum Audiobeitrag Das KZ vor der Haustür

Seit Jahren erinnern die Genossinnen und Genossen der SPD-Fraktion im Regionalausschuss Süderelbe an die Verbrechen der Nazis, die auch bei uns vor Ort sichtbar waren. Einer dieser Gedenktage ist der 15. April, der Tag an dem 1945 die Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen durch britische Truppen erfolgte. Dorthin wurden die jüdischen Frauen gebracht, die bis zum Februar 1945 im Lager in Neugraben lebten.

In der Zeit vom 13. September 1944 bis zum 8. Februar 1945 wurde das am Falkenbergsweg gelegene Außenlager des KZ Neuengamme im oberen Bereich zu einem Frauenlager umgewandelt, in dem 500 junge jüdische Frauen schwere Arbeit verrichten mussten. Von da an war dieser Lagerkomplex das Frauenaußenlager Neugraben des KZ Neuengamme. Die 500 tschechischen Frauen waren zuvor nach der sogenannten „Selektion“ von SS-Ärzten als arbeitsfähig eingestuft worden und daher von Theresienstadt nach Auschwitz-Birkenau deportiert worden. Die Frauen, die dann von dort aus nach Hamburg transportiert wurden, kamen zunächst in das Lager Dessauer Ufer, einem Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme im Hamburger Stadtteil Veddel. Nach fünfmonatiger Haft im Außenlager Neugraben wurden sie ins Arbeitslager Tiefstack, ein weiteres Außenlager des KZ Neuengamme, gebracht. Mit der Abkommandierung der Frauen in das Außenlager Tiefstack wurde das Lager Neugraben am 8. Februar 1945 wieder aufgelöst. Von dort aus wurden die inhaftierten Frauen im Zuge der Räumung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager im April 1945 nach Bergen-Belsen verlegt, wo sie eine Woche später von britischen Truppen befreit wurden. Dennoch starben viele Gefangene, darunter auch einige, die im Winter 1944/45 in Neugraben inhaftiert waren, an den Folgen der ständigen Unterernährung.

Das Gedenken der Genossinnen und Genossen wird auch dieses Jahr am 15. April stattfinden. Doch die derzeit bestehenden Kontaktbeschränkungen zur Bekämpfung des Corona-Virus erfordern hierzu besondere Maßnahmen. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Holger Böhm erläutert: „Gedenken und Schutz der Bevölkerung in Einklang zu bringen, muss möglich sein. Daher haben wir ganz klare Handlungsanweisungen, wie wir es dieses Jahr umsetzen wollen. Am Mittwoch um 10 Uhr beginnt es damit, dass durch unsere Genossin Marion Wolkenhauer ein Gesteck an der Gedenktafel am Neugrabener Markt niedergelegt wird. Auf eine Ansprache wird diesmal verzichtet und wir wollen auch keine Gruppe vor Ort haben. Stattdessen werden wir über den Tag verteilt als Einzelpersonen den Ort aufsuchen und zum Gedenken jeweils einen kleinen Stein dort ablegen. Dabei fordern wir deutlich dazu auf, dass es sich nur um Einzelpersonen handelt. Die Weitläufigkeit des Marktplatzes wird es ermöglichen, dass sich nicht unnötigerweise Menschen zu nahe kommen. Für diejenigen, die keinen eigenen Stein mitbringen können, wird ein Behältnis mit einigen Steinen dort abgestellt sein.“
Doch nicht nur die Mitglieder des Ausschusses werden ihre Anteilnahme leisten. So erklärt Böhm, dass jede und jeder an diesem Tag aufgefordert ist, den eigenen kleinen Gedenkstein abzulegen. Doch in aller Deutlichkeit fordert er auch dazu auf, sich an die Abstands- und Umgangsregeln zu halten. Abstand von mehreren Metern zueinander, keine Gruppenbildungen und ein möglichst kurzer aber würdevoller Aufenthalt vor Ort.

Unser Genosse Heiner Schultz hat einen begleitenden Text als Sprachaufzeichnung bereitgestellt, den wir  hier bereitstellen. Audiodatei ‚Das KZ vor der Haustür‚ von Heiner Schultz.

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