Die SPD-Bezirksfraktion hat auf der letzten Sitzung der Bezirksversammlung Harburg vor der Sommerpause ihren Fokus auf das Thema Heizen in Harburg gelegt. Sie nutzte zunächst die Aktuelle Stunde, bei der sie in dieser Sitzung turnusmäßig das Thema vorgeben konnte, um die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz und die Situation in Harburg zu führen. Zugleich hatte die SPD-Fraktion allerdings noch zwei Anträge zum Thema eingebracht, bei denen es um die Potenziale Harburgs bei der Fernwärme und die Nutzung von Abwasser bei der Wärme- und Brauchwasserversorgung im geplanten Neubaugebiet Fischbeker Reethen ging.
In der Debatte ging der Fraktionsvorsitzende der SPD Frank Richter zunächst auf die von vielen Unwahrheiten geprägte Diskussion um das “Heizungsgesetz” ein, bei dem Populismus und Polemik Angst und Wut geschürt hatten und dabei den demokratisch wichtigen Diskurs um die Änderungen zur Wärmeversorgung im Gebäudeenergiegesetz vergiftete. Notwendige inhaltliche Diskussionen wurden in der Wahrnehmung verdrängt von Hassrede und persönlichen Diffamierungen.
Im Anschluss verwies Richter auf die positiven Beispiele für lokale und quartiersbezogene Formen der Beheizung, wie z.B. die beiden Eisspeicherheizungen, mit denen der Eisenbahnbauverein in Wilstorf insgesamt rund 1.000 Wohnungen beheizt, sowie auf die geplante Wärmeversorgung im Neubauquartier Fischbeker Reethen, bei der das Nahwärmenetz mit einem Mix aus erneuerbaren Energien wie Geothermie, Solarthermie und Bio-Methan betrieben werden soll. Diese Alternativen zur Wärmepumpe sollen einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung beitragen.
Richter: ”Im Bezirk Harburg zeigt bereits eine gute Anzahl an vorzeigbaren Pilotprojekten, wie die Wärmewende gerade in den dichter bebauten Bestandsquartieren gelingen kann. Zudem verfügt Harburg zwar nicht über einen Anschluss an das zentrale Fernwärmenetz Hamburgs, bietet aber mit eigenen lokalen Netzen einen guten Ansatz für den Aus- und Neubau von Wärmenetzen, so dass es neben Wärmepumpen, die auch bei Mehrfamilienhäusern effizient eingesetzt werden können, auch andere bezahlbare und praktikable Alternativen für die Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien geben wird.”
Im Anschluss wurden die beiden Anträge der SPD-Bezirksfraktion diskutiert und beschlossen.
Mit Blick auf das geplante Wohnquartier Fischbeker Reethen gehen die Ideen der Genossinnen und Genossen noch weiter. Das Quartier solle ein nachhaltiges Modellquartier werden. Ein neues Kombibad Süderelbe mit Wärmerückgewinnung aus Grauwasser, lokale Biogaserzeugung aus Schwarzwasser, Pflanzenkläranlagen zur Brauchwassergewinnung, Solarthermie und Photovoltaik, Regenwasserversickerung sind dabei die Stichworte.
Eine riesige Menge an Abwässern fließt in den unterirdischen Sielanlagen ungenutzt zu den Klärwerken, wo es aufwändig aufbereitet werden muss. Dabei ist dieses Wasser ein hochwertiger Energieträger. Doch werden die Bestandteile stark durchmischt und müssen in den Klärwerken wieder getrennt werden. Würden Grauwasser, also fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser aus Bädern, Duschen oder Waschmaschinen und Schwarzwasser, also häusliches Abwasser mit fäkalen Feststoffen – ohne Grauwasser – getrennt abgeleitet, könnten Reinigungsprozesse eingespart und enthaltene Energie genutzt werden.
Im Quartier Jenfelder Au hat Hamburg Wasser ein entsprechendes Wasserkonzept entwickelt und umgesetzt. Der HAMBURG WATER Cycle® bietet einen neuen Ansatz in der Abwasserwirtschaft, der mit dem konventionellen Prinzip der Schwemmkanalisation nicht mehr viel gemeinsam hat. So wird das Schwarzwasser, welches bei der Nutzung der Toilette entsteht, vom Grauwasser, also Küchen-, Bad- und Waschmaschinenabwasser, separiert. Auch das Regenwasser wird beim HAMBURG WATER Cycle® separat behandelt.
Die umweltpolitische Fachsprecherin der SPD-Fraktion Claudia Oldenburg sagt: ”Das Schwarzwasser eignet sich aufgrund seiner hohen Konzentration an organischen Stoffen für eine Vergärung und die Produktion von Biogas. Unter Zugabe weiterer Biomasse kann so Energie in Form von Wärme und Strom erzeugt werden und die energieintensive Reinigung des Wassers vermieden werden. Mittels der gewonnenen Biogasenergie kann die Wärmeversorgung des Kombibads über ein Blockheizkraftwerk gedeckt werden und zusätzlich können Wohneinheiten vor Ort versorgt werden. Die Fischbeker Reethen haben das Potenzial, ein Klima-Vorzeige-Quartier zu werden und wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, die der technologische Fortschritt bietet, um zu zeigen, dass es funktionieren kann. Es reicht nicht aus, Energie möglichst klimaneutral zu gewinnen, es kommt auch darauf an, Energieverbrauch zu reduzieren und gewonnene Energie effizient zu nutzen – und das möglichst schon am Ort des Entstehens.”